Wie die Dolphin-Attacke Angreifern Tür und Tor im Smart Home öffnet
Rund 2000 Zuschauer und Zuschauerinnen aus 16 Ländern verfolgten am 16. Oktober 2020 das erste InnovationFestival @karlsruhe.digital im Livestream. Speaker aus der TechnologieRegion präsentierten die besten Innovationen rund um Themen wie Smart City, Mobilität und Künstliche Intelligenz auf der Bühne des ZKM. In einem 10-minütigen Live-Hacking-Vortrag "Wenn Delfine das Smart Home austricksen" demonstrierte der Sicherheitsberater Maximilian Stauß von aramido die Dolphin-Attacke mit dem Angriff auf einen Amazon Echo Dot. Dabei führte er dem Publikum vor, wie Smartphones und Smart Home-Geräte durch Sprachbefehle im Ultraschall-Bereich angegriffen werden können, ohne dass Menschen es hören.
Angriffe auf Sprachassistenten wie Siri, Google Assistant oder Alexa bleiben ungehört
Während die Integration von Sprachassistenten in sogenannten Smart Homes zu einer Vielzahl neuer Anwendungsmöglichkeiten führt, entstehen damit auch auch eine ganze Reihe neuer Sicherheitsrisiken. Ein Sicherheitsrisiko stellt die 2017 erstmals wissenschaftlich veröffentlichte Dolphin-Attacke dar. Sie greift Spracherkennungssysteme in für Menschen unhörbaren Frequenzbereichen an. Dazu werden Sprachnachrichten in für Menschen nicht wahrnehmbare Frequenzen transformiert und mit leistungsfähigen Lautsprechern abgespielt. Durch physikalische Eigenschaften der verbauten Mikrophone wird das erhaltene Audiosignal demoduliert und die ursprüngliche Sprachnachricht wieder zurück gewonnen, sodass sie verarbeitet und ausgeführt werden kann. Diese Sicherheitslücke betrifft alle gängigen Sprachassistensysteme von Amazon Alexa über Google Assistant, Apple Siri, Microsoft Cortana bis zu Samsung Bixby.
Risiken der Dolphin-Attacke hängen von den Fähigkeiten des angegriffenen Geräts ab
Je nach Grad der Vernetzung beispielsweise in einem Smart Home können durch den Sprachassistenten Lichter, Thermostate, Rolladen oder sogar Türen bedient werden, was signifikante Eingriffe in die Sicherheit darstellt. Ohne weitere vernetzte Geräte besteht die Möglichkeit, über Amazon Echo Produkte im Namen des Accountbesitzers zu bestellen, die ein Angreifer dann abfangen könnte. Der Zugriff auf den Account und damit auf die Identität des Angegriffenen kann außerdem ausgenutzt werden, wenn Nachrichten wie E-Mails oder SMS im Namen des Opfers versandt werden. Auch verbundene Services wie Kalender, Einkauflisten oder Taxi-Dienste wie Uber können so böswillig missbraucht werden.
Angreifbarkeit der Smart-Home-Geräte kann eingeschränkt werden
Aufgrund der aktuell verbauten Hardware in Smart Home-Geräten kann ein unhörbarer Angriff mittels Dolphin-Attacke nicht verhindert werden. Jeder hat jedoch die Möglichkeit die Angreifbarkeit der eigenen Sprachassistenten allgemein einzuschränken. Der sicherste und einfachste Weg ist es, das dauerhafte Lauschen der Smart Home-Geräte und Smartphones zu deaktivieren. Google Assistant lässt sich beispielsweise mit einem Knopf aktivieren, was die Gefahr eines unhörbaren Angriffs deutlich verringert. Es ist grundsätzlich zu empfehlen nur Funktionen über den Sprachassistenten zu nutzen, die wirklich benötigt werden. Der Zugriff auf Dienste im Zusammenhang mit Online-Shopping oder Online-Banking sollte zugunsten der Informationssicherheit deaktiviert werden.
Der Referent
Am 30.11.2020 in der Kategorie Softwaresicherheit veröffentlicht.